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Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de |
Eigentlich hatte ich ja vor, mindestens ein Jahr durchzuhalten.
So wie es momentan aussieht, wird das wohl aber nichts.
Nach der "Traum"-Geburt dachte ich ja noch, dass
Männe sich erstmal einfinden muss und das mit der Zeit schon wird. Er war ja
bei der Geburt nicht dabei, weil er in der Nacht zuvor einen Herzinfarkt hatte.
Als wir dann endlich, nach 10 Tagen Klinikaufenthalt, weil sich meine
Kaiserschnittnarbe (ja, nach über 30 Stunden Wehen hatte ich dann doch noch
einen Kaiserschnitt) entzündet hatte, nach Hause durften. Konnte Männe mir mit
dem Kleinen nicht helfen, weil er selbst nicht auf dem Damm war. Naja, mir ging
es auch nicht grad gut, aber das ist ja egal...
Männe ist dann, als ich mit Knuppi zwei Tage zuhause war, in
Reha gegangen und ich stand allein da. In der Klinik sagte man mir, ich könnte
eine Haushaltshilfe bei der Krankenkasse beantragen - schließlich sollte ich
mich nach der OP ja schonen und auch nichts Schweres heben. Wurde aber
abgelehnt. Auch toll ,wenn man wirklich mal Hilfe braucht kriegt man von tollen
Sachbearbeitern mit fadenscheinigen Gründen zu hören, man hätte ja keinen
Anspruch.
Weil wir zwei Monate vor der Geburt erst umgezogen sind, hab
ich hier keine Bekannten, Freunde oder Verwandte (außer meine Schwiemu), die
mir mal hätten helfen können. Ich stand also von heute auf morgen mit nem
Neugeborenen allein da und musste sehen, wie ich trotz schmerzender und
entzündeter Wunde (die von der Hebamme immer noch behandelt wurde, Antibiotika
musste ich ja auch noch einnehmen) alles alleine wuppe. Ich war davon
überzeugt, dass es besser werden würde, wenn Männe aus der Reha zurück war.
Pustekuchen! Der arme Mann war ja noch so geschwächt. Er ist
sogar aus unserem Schlafzimmer ausgezogen, weil Knuppi nunmal nachts auch wach
wurde... Wochen später irgendwann ist er dann zumindest ins Schlafzimmer zurück
gekommen, nachdem wir ellenlange Diskussionen darüber hatten, dass Knuppi
weiterhin im Schlafzimmer bei uns schläft - was ja beim nächtlichen Stillen für
mich viel unkomplizierter ist.
Irgendwann fragte ich Männe dann mal, ob er mir nicht mal
etwas helfen könnte. Windeln wechseln z.B., Knuppi durch die Wohnung tragen und
beruhigen, mit dem Hund rausgehen... und der Haushalt macht sich ja auch nicht
allein. Seine Antwort war nur, dass ich ja zuhause bin und derjenige, der zuhause
ist, hat das zu machen. Er wollte mir also nicht helfen!
Nach dieser horrormäßigen Geburt, dem absolut
kräftezehrenden Wochenbett hatte ich nun weiterhin keinen, der mir mal eine
Auszeit gönnt und dafür sorgt, dass ich mal wieder durchatmen kann. Meine
Schwester kam anfänglich regelmäßig zum saubermachen bei mir, weil ich da
überhaupt nicht dazu gekommen bin. Meine Schwiemu kam in der Zeit der Reha
meines Freundes ein- bis zweimal die Woche und hat was für mich eingekauft. Das
war schonmal echt toll und auch sehr hilfreich. Doch jeder, der Kinder hat
weiß, dass dies leider bei weitem nicht ausreicht.
Wie auch immer, Männe hat in diesem halben Jahr, in dem
Knuppi nun da ist, wenns hoch kommt vielleicht 15 Mal (eher noch nur 10 Mal)
seine Windeln gewechselt. Stattdessen ist er großartig darin, hier überall ein
unglaubliches Chaos zu hinterlassen. Das fängt damit an, dass Schranktüren und
Schubladen, die geöffnet werden, nicht wieder geschlossen werden, leere
Verpackungen werden nicht in den Müll
gebracht, sondern in den Schränken usw. liegen gelassen, er verteilt überall
seine kleinen Papierfetzen seiner Aufkleber, die er beruflich braucht und in
den Hosentaschen hat, in der Wohnung, er lässt seine Sachen (sei es am
Frühstückstisch, beim Abendessen oder nach dem Fernsehen, wo er in einer Tour
isst und sich ständig neues Zeug aus der Küche holt) einfach stehen und liegen.
Ich kann schon froh sein, wenn er Teller und Besteck mal in die Küche bringt.
Wobei er es dann aber nicht in die Spülmaschine räumt, sondern oben ins
Spülbecken stellt. Wenn er gekocht hat, was er oft nach der Arbeit so ab 21-22
Uhr noch macht, lässt er ebenfalls alles was er benutzt hat und sämtliche
Verpackungen einfach an Ort und Stelle - wozu auch aufräumen? Stört doch
keinen, das Chaos...!?
Er sagt immer, er ist ja selbständig und da hat er mehr zu
tun als kleine Arbeiter, die pünktlich Feierabend machen können und dann für
die Familie da sind. Naja, ich denke, man kann es trotzdem einrichten, dass man
sich nicht wie in einer WG sondern in einer Familie fühlt. Ich denk mir nur, er
wollte ja unbedingt ein Kind (ich auch, klar, aber von ihm ging die Initiative
aus, das ging auch schon soweit, dass er fast schon genervt hat, wann wir
endlich loslegen, weil ich nicht sofort Gewehr bei Fuß stand) und kann sich
dann nicht mal am Wochenende Zeit nehmen, oder da er ja schon selbständig ist,
wie er immer betont, mal nen Tag frei machen? Geht alles nicht, wenn man ihn
fragt. Und dabei geht es noch nicht mal ums Geld...
Wir sehen uns kurz morgens beim Frühstück. Er isst schonmal,
während ich noch Knuppi wickele, anziehe und für den Tag fertig mache. Wenn wir
dann in die Küche kommen, hat er auch schon seinen Laptop an und arbeitet beim
Frühstücken. Dann wird, aber nur weil ich es ihm inzwischen jedes Mal ankreide,
sein Teller, Besteck und das was er gegessen hat, weggeräumt. Meine Sachen
lässt er schön stehen.
Mittags ist er nicht da, er isst immer auswärts und abends
muss er ständig in irgendwelchen Läden rumrennen und einkaufen. -Wobei unser
Vorratsschrank, die beiden (!) Kühlschränke und die beiden Gefrierschränke aus
allen Nähten platzen, rennt er ständig hin und kauft irgendwas ohne Sinn und
Verstand, von dem das Meiste dann früher oder später doch im Müll landet. Wär
ja schön, wenn ich Zeit hätte, mal richtig zu essen. Ich bin seit nem halben
Jahr nicht mehr so richtig satt geworden, weil Knuppi mich höchstens mal
schnell was runterschlingen lässt.
Heißt also abends sehen wir uns entweder auch nicht, weil ich
schon todmüde im Bett liege, wenn er dann irgendwann nachhause kommt, oder ich
bin so geschafft, dass ich trotzdem kaum dazu in der Lage bin, mich auf ihn
einzustellen. - Und dann fängt er an zu kochen und ich darf am nächsten Morgen
erstmal alles wieder wegräumen und saubermachen.
Wie gesagt, ich hatte eigentlich vor, das mindestens ein
Jahr durchzuhalten. Sieht aber momentan nicht so aus, als ob ich das schaffe.
Schade für Knuppi, eigentlich. Aber andererseits denke ich dann wieder, besser
jetzt die Trennung, als dass es später so läuft, dass Knuppi sich daran
erinnern kann.
Ich hätt mir halt gern mal etwas Unterstützung gewünscht und
immer wenn ich das anspreche (z.B. abends, wenn er mal wieder an seinem PC
sitzt und noch arbeitet) kommt dann nur, dass er ja noch zu tun hat. Also muss
ich wieder alles allein machen und mich um Knuppi kümmern, wenn er schreit.
Ich weißeinfach nicht mehr, was ich noch alles machen soll.
Auf jeden Fall kann ich nicht mehr. Hab die letzten Tage nur noch Kopfschmerzen
(was meiner Meinung nach aber nicht am Wetter liegt) und heute den ultimativen
Zusammenbruch, weil Knuppi wieder nur geschrien hat. Ich kann einfach nicht
mehr. Tut mir leid für Knuppi, wenn ich ihn anschreie, aber momentan geht es
einfach nicht mehr. Irgendwann ist mein Akku einfach leer - und was dann
passiert, mag ich mir gar nicht erst vorstellen...