Gestern war unser erster gemeinsamer Termin bei der
Paarberatung, weil wir ja irgendwie nur noch streiten. Ich kann nicht mehr weiterhin alles alleine machen und Männe meint, dass er arbeiten geht, wäre genug des Guten. Ich war schon mehrmals kurz davor, mit Knuppi auszuziehen. So als letzten Rettungsanker habe ich dann angeregt, uns doch mal mit jemandem zu unterhalten, der sich von Berufs wegen auskennt, mit solchen Problemen.
Männe war ja letzte Woche schonmal alleine dort. Er hatte den
Termin ohne mein Wissen vereinbart und natürlich nicht daran gedacht, dass ich
da meinen Nähkurs habe, auf den ich so lange gewartet habe. Also war er erstmal
alleine dort. Was er dort besprochen hat, hab ich zwar gefragt, aber er sagte
nicht wirklich was dazu, außer, dass er schonmal geschildert hat, wie es so
läuft, bei uns. Heißt also, er hat dem armen Mann die Ohren vollgejammert, wie
schlimm ich doch bin und wie arm er doch dran ist, dass ich aber auch keine
Lust habe, mich nachts, wenn er so gegen 22.30 Uhr von der Arbeit heimkommt, in
die Küche zu stellen und ihn noch zu bekochen. Also nee, wirklich, was hat der
Mann aber auch ein schlechtes Leben mit mir!
Gestern war ich dann also auch dabei. War ja etwas unsicher,
was mich da erwarten würde. Ist ja auch ein Mann, ob der wirklich unparteiisch
ist? Nachdem wir uns kurz bekannt gemacht haben, ging es dann los mit unseren
Wünschen, warum wir da sind und was wir uns erhoffen. Dann wurde ich auch schon
positiv überrascht.
Männe hatte sich einen kleinen Zettel geschrieben, was er
alles sagen will und fing an, vorzutragen. Er wurde dann aber beim zweiten
Punkt schon unterbrochen, weil der Therapeut alles langsam und Stück für Stück
angehen und aufdröseln will.
Wir waren dann auch ganz schnell beim Thema, als ich gefragt
wurde, warum ich da bin und was ich mir erhoffe. Natürlich, dass ich eben etwas
Unterstützung von Männe kriege und wir vielleicht mal irgendwann auch ein
Familienleben haben - am Besten natürlich ohne seine Mutter.
Männe fiel dann ein, dass er ja auch schonmal die
Spülmaschine eingeräumt hat. Und der Therapeut fragte ihn dann, ob er dafür Standing
Ovations erhalten hat. So richtig schön ironisch, so dass ich (ob Männe auch,
kann ich nicht sagen) merkte, dass das wohl ne Selbstverständlichkeit ist, die
man erwarten kann.
Es ging dann so weiter, dass im Laufe des Gesprächs der
Therapeut sagte, dass Männe Zeit mit und/mir verbringen müsse, wenn er seine Familie
nicht verlieren will. Ja, sehe ich genauso, schließlich haben wir als Familie
noch gar nichts gemeinsam gemacht. Schwimmen, auf den Spielplatz, Tierpark, Zoo
usw.. war ich bisher immer allein mit Knuppi...
Alles in allem, fand ich es besser als erwartet und hoffe,
dass Männe sich vom Familienbild von vor 200 Jahren, wie der Therapeut es
nennt, verabschieden kann und sich dann doch mal an unserem Leben beteiligt und
nicht nur "der Ernährer" ist,
den man nur kurz zum Frühstück mal sieht und der noch nicht mal am Wochenende
Zeit hat.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht und bin doch wieder
etwas hoffnungsvoll.
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